Bei der Generierung sozialer Ungleichheit spielen besonders Genderasymmetrien eine zentrale Rolle, die sich abhängig von der jeweils geltenden Strukturierung der Gesellschaft unterschiedlich gestalten und gewichten.[1] Der Bereich Politik untersucht daher, wie Jelinek in ihrem Schreiben auf internationale politische Rahmenbedingungen für Gender-(Un)Gerechtigkeiten reagiert und ungleichheitsgenerierende Mechanismen entlarvt. Im Fokus stehen vor allem aktuelle Theatertexte, die sich mit der Thematik der Ausbeutung der arbeitenden Frau im Kontext globaler Marktzusammenhänge beschäftigen.

Um die in das Leben der Bevölkerung eingreifenden Maßnahmen fassbar zu machen, führte Michel Foucault 1977 die Begriffe „Biopolitk“ und „Biomacht“ ein. „Biopolitik“ bezieht dabei nicht nur „Orte der institutionalisierten Politik in Parlamenten, Regierungen oder der politischen Öffentlichkeit“, den Bereich des Menschen als „Rechtssubjekt“, ein, sondern verweist v.a. darauf, wie das Politische in den individuellen Lebensbereich der Menschen, in „intimste Entscheidungen und Wünsche“ einwirkt.[2] Unter „Biomacht“ werden bei Foucault „verschiedenste Techniken zur Unterwerfung der Körper und zur Kontrolle der Bevölkerung“ verstanden.[3]

Diese Einflussnahme findet sich bei Jelinek z.B. in ihrer Thematisierung der Frau als Künstlerin, aber auch, in dem sie Frauen als Teil eines patriarchalen Systems den Opferstatus verweigert und sie stattdessen als Täterinnen und Helferinnen zur Aufrechterhaltung der Ordnung entlarvt. Das dringende Bedürfnis sich mit dem Thema Geschlecht als Politikum auseinanderzusetzen, erklären Britta Kallin und Keiko Nakagome anhand globaler Ungerechtigkeiten, die auch das anlassgebende Thema der Videokonferenz war und auf die ebenfalls Isabelle Zirden in ihrem Video-Statement über Nach Nora eingeht.

DIE BEITRÄGE DIESES BEREICHS:

Christa Gürtler, Rita Svandrlik:
Kommandierende Frauen

Christa Gürtler, Rita Svandrlik:
Die Frau als Künstlerin

Barbara Agnese, Yasmin Hoffmann, Heidi Schlipphacke:
Genderasymmetrien am globalen Arbeitsmarkt. Videokonferenz, moderiert von Susanne Teutsch

Isabelle Zirden:
„Sterben findet woanders statt“

Britta Kallin, Keiko Nakagome:
Fragen zur Politik


Anmerkungen

[1] Vgl.: Gottschall, Karin: Soziale Ungleichheit: Zur Thematisierung von Geschlecht in der Sozilogie. In: Becker, Ruth / Kortendiek, Beate (Hg.): Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Methode Empirie. Wiesbaden: VS 2010, S. 201-209, S. 201. 

[2] Folkers, Andreas / Rödel, Malaika: Biopolitik / Biomacht. http://www.gender-glossar.de/de/glossar/item/51-biopolitik (1.12.2016), datiert mit 2015 (= Website des Online-Nachschlagewerks Gender Glossar). 

[3] Vgl.: Foucault, Michel : Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit 1. Ü: Ulrich Raulff und Walter Seitter. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2014, S. 135.